Chronik

In den Nachkriegsjahren trafen sich einige junge Leute regelmäßig auf dem Platz hinter der Schule und „bolzten“ mit einem alten Fußball auf ein markiertes Tor. Die Zahl der begeisterten Fußballer wuchs stetig an und mündete schließlich in der Notwendigkeit sich in einer geordneten Struktur zu organisieren. Damit war die Basis für die Gründung des TSV Steinhöring geschaffen.

Der damals amtierende Lehrer Heinrich Beslmeisl übernahm hier die führende Rolle. Er war später der „Lehrmeister“ für Fußball und Leichtathletik.

Am 21. April 1950 hatten Anton und Adolf Baron, Lehrer Heinrich Beslmeisl, Fritz Gerstenberger, Egon Hirt und Dieter Scholz zu einer Gründungsversammlung in die Gaststätte „Zur Post“ aufgerufen. Über 50 Sportinteressierte waren gekommen und alle trugen sich in die Mitgliederliste ein. Anton Baron hielt die Eröffnungsansprache und erläuterte Sinn und Zweck eines Sportvereins. Am gleichen Abend wurde eine provisorische Vorstandschaft gebildet. Der Sportverein erhielt die Bezeichnung „Turn- und Sportverein Steinhöring 1950“. Als Farben wurden rot und schwarz gewählt (rotes Trikot, schwarze Hose), später rot und weiß (rotes Trikot, weiße Hose). Schon sehr früh entwickelte sich ein sehr breites Sportangebot. Die Abteilungen Fußball, Handball, Faustball, Leichtathletik, Gymnastik, Tischtennis, Schwimmen und Judo wurden gebildet. Nun meldeten sich viele Jugendliche beim Verein an.

Ende 1950 zählte der Verein bereits 150 Mitglieder, darunter 33 weibliche. Der Sportbetrieb war rege. Von 1950 bis 1953 fand jedes Jahr ein Sportfest statt, zu dem auswärtige Vereine für Wettkämpfe eingeladen wurden. Aber auch an Schwimmwettkämpfen haben sich einzelne Mitglieder mit Erfolg beteiligt. Die Judo-Abteilung war die einzige im Landkreis. Sie trug Schau- und Wettkämpfe aus.

Der Verein nahm an Vereins-, Kreis- und Bezirkswettkämpfen teil und belegte oft beachtliche Plätze. Besonders erfolgreich bei den Wettkämpfen waren die Jugendlichen aus der Frauen-Leichtathletikabteilung. Sie brachten stets Urkunden und Preise mit heim.

Die Fußballabteilung spielte mit 5 Mannschaften, wovon 4 Mannschaften seit 1950 an den Verbandsspielen des Bayerischen Fußballverbandes in der C-Klasse teilnahmen. Es spielten eine 1. Mannschaft, eine 2. Mannschaft, eine Jugendmannschaft und eine Schülermannschaft. Die 5. Mannschaft war eine AH-Mannschaft. Die Erfolge der Fußballer waren wechselhaft. Im Durchschnitt belegten sie Mittelplätze in der Tabelle. Bei mehreren Pokalfußballspielen errangen sie Urkunden, Plaketten und Pokale.

Von 1950 bis 1953 war Josef Bauer (der Wimmer Sepp) aus Berg 1. Vorsitzender. Aus gesundheitlichen Gründen legte er das Amt nieder. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Nachdem 1952 Martin Wöllinger 1. Bürgermeister geworden war, bot er dem TSV Steinhöring pachtfrei ein Tagwerk großes Grundstück an, das an den bisherigen Sportplatz grenzte. Später kaufte die Gemeinde dieses Grundstück. Nun konnte der Sportplatz vergrößert werden. Mit einer Beihilfe vom Bayerischen Landesfußball-Verband konnte eine Umkleidebaracke gekauft werden. Sitzplätze und eine Umzäunung wurden errichtet.

Von 1953 bis 1955 war, bis zu seinem Umzug nach München, Franz Neumann 1. Vorsitzender.

Wie in vielen anderen Vereinen ging es auch mit dem TSV nicht nur bergauf. Bereits 1954 galt es die erste Vereinskrise zu bewältigen. Der Mitgliederstand sank von 150 auf 67 Mitglieder. Wohnungswechsel und Austritte waren die Ursachen. Dreimal musste in diesem Jahr ein neuer Vorstand gewählt werden. Der Zerfall des Vereins drohte. Bis auf die Fußballabteilung lösten sich alle anderen Abteilungen auf. Aber auch hier gab es bei der Aufstellung zu den Verbandsspielen Sorgen, weil oft nicht genügend Leute zur Verfügung standen. Eine Jugendmannschaft bestand nicht mehr, denn der Verein zählte nur noch 5 jugendliche Mitglieder.

Die Vorstandschaft, unter dem 1955 gewählten 1. Vorstand Georg Grander, einige weitere Sportidealisten und die 5 Jugendlichen warben mit Erfolg erneut Mitglieder für den Verein. Bald stieg die Mitgliederzahl wieder auf über 100 und für die folgende Fußballsaison konnte wieder eine Jugendfußballelf zu den Verbandsspielen gemeldet werden.

Am 17./18.6.1960 feierte der Verein in der Gaststätte „Zur Post“ sein 10jähriges Gründungsfest. Am Sonntag den 18. Juni wurden mit einem Gemeinschaftsgottesdienst die Feierlichkeiten begonnen. Nach dem Fußballausscheidungsspiel beim Fußballturnier wurden am Abend in einer Feierstunde die Siegerpokale überreicht. Erster Pokalsieger wurde der FC Rattenberg aus Tirol, zweiter TSV Emmering, dritter TSV Hohenlinden und vierter TSV Steinhöring.

Nachdem der 1. Vorstand Georg Grander aus persönlichen Gründen um Entbindung vom Amt des ersten Vorsitzenden bat, führte Paul Eschenbecher sen. 1961 das Amt des Vorsitzenden für nur einige Monate weiter. Als sein Nachfolger wurde Ernst Lettl zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Alles schien in Ordnung und für den Verein zeichnete sich eine positive Entwicklung ab. Auch mit den Ergebnissen bei den Fußball-Verbandsspielen war man zufrieden. Da erreichte den Verein von der Gemeindeverwaltung die Hiobsbotschaft, dass der Sportplatz für einen Schulhauserweiterungsbau benötigt wird. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass ein Ersatzgelände leider nicht zur Verfügung stehe. Hinzu kam noch ein Vorstandswechsel. Der seit 1961 als 1. Vorsitzender gewählte Ernst Lettl legte im August 1962 sein Amt nieder. Gegen das von Bürgermeister Wöllinger sofort zur Verfügung gestellte Grundstück an der Bahnlinie erhob die Bundesbahn Einspruch. Wieder einmal drohte der Zerfall.

Im August 1962 wurde Dr. Chrastny sen. einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dieser gab dem Verein einen neuen Aufschwung. Die Mitgliederzahl stieg auf über 200. Nach langem Suchen nach einem geeigneten Gelände wurde ein für die Landwirtschaft weniger brauchbares Grundstück mit einer Fläche von 13.500 qm als geeignet befunden und durch die Gemeindeverwaltung angekauft.

Tausende Kubikmeter Erde mussten bewegt werden, um eine ebene Fläche zu erhalten. Der Verein hätte die Kosten, selbst mit Beihilfen nicht aufbringen können, wenn nicht ein Bau-Lehrtrupp eines Pionier-Btls. der Bundeswehr die Planierarbeiten des Platzes vorgenommen hätten.

Die Sportkameraden arbeiteten mit Ihrem Vorstand Dr. Chrastny, jede freie Minute ausnützend, mit Hacke, Schaufel und Maurerkelle auf dem neuen Sportplatz. Über 20.000 Arbeitsstunden leisteten die Sportkameraden freiwillig, ohne Bezahlung, ehrenhalber auf dem neuen Sportplatz.

Als der Sportplatz fertig war, wurde das Sportheim gebaut. Auch dafür stellten sich die Sportkameraden in ihrer Freizeit freiwillig zur Verfügung. Sogar Nichtmitglieder halfen beim Bau des Sportheims. Nach nur 3 Monaten Bauzeit stand auch das Sportheim. Es enthielt: 1 großen Aufenthaltsraum, 1 Küche, 2 Umkleideräume, 1 Schiedsrichterraum, 1 Geräteraum, 1 Duschraum mit 12 Brausen, Toilette und eine überdachte Terrasse. Die Kosten für die gesamte Sportanlage wurden zum Teil aus staatlichen Mittel gedeckt.

Unsere Fußballspieler mussten fast 2 Jahre lang auf fremden Plätzen trainieren und alle Verbandsspiele austragen.

Die Freude war riesengroß als dann im Oktober 1963 das erste Fußballspiel auf dem eigenen, neu erbauten Fußballplatz stattfinden konnte. Am 17.05.1964 fand die Weihe des Sportplatzes durch den Ortsgeistlichen Herrn Pfarrer Saint Georg statt. Die neue Sportanlage bot und bietet auch heute noch der Steinhöringer Jugend, neben dem Fußball, vielfältige Möglichkeiten der sportlichen Betätigung.

Dieser Bericht stammt im Wesentlichen aus einer Darstellung des ehemaligen Ehrenmitgliedes Erich Kunze und aus sonstigen Überlieferungen.